VIEL VERSTÄNDNIS FÜR UNSEREN ANNAHMESTOPP
/Als wir uns zu unserer ersten Vorstandssitzung nach den Betriebsferien trafen, stand eine schwere Entscheidung an. Unser Lager war so gefüllt worden, dass keine weiteren Waren mehr eingelagert werden konnten. Die Sachspenden mussten schon im Verkaufsraum zwischengelagert werden, was zu Engpässen im tatsächlichen und übertragenen Sinn für unsere Kunden und uns als Helferteam führte. Aus den vergangenen Jahren waren uns Zeiten großen Spendenaufkommens vertraut.
Wir konnten dies stets durch Sondereinsätze außerhalb der Öffnungszeiten aufarbeiten. Ein Annahmestopp war für uns bislang unvorstellbar. Was jedoch in den Tagen nach den Betriebsferien angeliefert wurde, überstieg jede Vorstellung. Es gibt dabei einen direkten Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingssituation, da viele Menschen helfen wollen und uns ihre Spenden anvertrauen.
Das freut uns einerseits sehr – aber es stellt uns andererseits auch vor das Problem, diese Spenden nicht bedarfsgerecht vor Ort an die Flüchtlinge verteilen zu können. Die Entscheidung für den Annahmestopp fiel uns nicht leicht. Aber im Nachhinein war sie vollkommen richtig. Wer die Berichterstattung im Bereich „Hilfe für Flüchtlinge“ verfolgt, weiß, dass wir nicht die Einzigen im Ortenaukreis bzw. bundesweit waren, die auf die unkoordinierte Hilfe für Flüchtlinge mit einem Aufnahmestopp reagiert haben. Mit Sasbachwalden und Offenburg seien nur zwei Beispiele aus der Region genannt. Wir haben die Medien über unsere Entscheidung informiert und um Veröffentlichung gebeten.
Im Schaufenster wurden Infotafeln angebracht. Auch über unsere Homepage und das Netzwerk Solidarität e.V. in Friesenheim konnten viele Bürger erreicht werden. Dennoch hatten wir Sorge, wie die ersten Tage nach dem Stopp verlaufen würden. Es hat sich gezeigt, dass dies unbegründet war. Es kamen nur sehr vereinzelt Menschen mit weiteren Sachspenden. Sie hatten alle Verständnis für unsere Entscheidung. Das hat uns sehr gefreut. Es haben sich sogar zwei Kundinnen, deren Spenden wir nicht annehmen konnten, spontan entschieden, mitzuarbeiten und uns beim Aufarbeiten des Lagerbestands zu helfen.
Im Laufe dieser Woche gab es ein sehr positives Beispiel für bedarfsgerechte Hilfsaktionen für „unsere“ Flüchtlinge hier in Friesenheim. Über den Mailverteiler des Netzwerk Solidarität e.V. wurde kurzfristig nach Regenbekleidung für Jugendliche gesucht, die künftig die Gewerbeschule in Lahr besuchen werden. 18 nicht volljährige und daher schulpflichtige junge Menschen sind hochmotiviert zu lernen und radeln dafür von ihrer Unterkunft auf dem Flugplatz einige Kilometer in die Innenstadt. Aus unserem Ladenbestand konnten wir einige Jacken, einen Regenponcho und eine Regenhose beisteuern. Der Rest wurde über die Mitglieder des Netzwerks organisiert. Alle Jugendlichen konnten versorgt werden.
Es gab keinen Unmut, Streiterei oder Neid, da bedarfsgerecht gespendet wurde. Ungeklärt ist aus meiner Sicht weiterhin die stärkere Einbindung der Bevölkerung in solche Aktionen. Deren Hilfsbereitschaft darf nicht ins Leere laufen. Das wäre sehr schade und kontraproduktiv. Es gibt andernorts bereits regionale Anlaufstellen, die man kontaktieren kann, um zu erfragen, welche Dinge aktuell gebraucht werden. Nur so können Spendenaufrufe schnell und gezielt zum gewünschten Ergebnis führen. Unser amtliches Mitteilungsblatt, das einmal wöchentlich erscheint, ist dafür eher ungeeignet.